Was ist eine Fabel? Definition, Merkmale, Beispiel Fabeln von Aesop

19 Dezember 2023
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Erklärung

Eine Fabel ist eine frei erfundene Geschichte.

Bei einer Fabel stehen Tiere mit menschlichen Eigenschaften im Vordergrund.

Ort und Zeit der Handlung ist nicht relevant und werden meistens nicht genannt.

Wie im Märchen wird in der Fabel eine Moral vermittelt.

Da die Handlung von Tieren geführt werden, haben Tiere typische Eigenschaften (Die Schlange ist böse, der Hund ist nett, der Fuchs ist klug, der Löwe ist stark, der Esel ist stur, der Hase ist ängstlich).

 

Fabel Aufbau, Gliederung

Einleitung

  • Die Ausgangssituation und die Charaktere werden vorgestellt
  • Es gibt einen Konflikt, der gelöst werden muss

 

Hauptteil

  • Die Lösung des Konflikts wird gesucht
  • Die Stellung der Charakter wird ersichtlich (gut – böse)

 

Schluss

  • Die Moral der Geschichte wird verdeutlicht

  

Ausgewählte Äsop Fabeln 

Das Kamel

Als die Menschen das Kamel zum ersten Male sahen, erstaunten sie über die Größe des Tieres und flohen bestürzt davon. 

Bald merkten sie aber, dass es nicht so furchtbar sei, wie sie es erwartet hatten, sondern dass man es leicht bändigen könne. Sie fingen es mit geringer Mühe ein und verwendeten es zu ihrem Nutzen. Ganz geduldig ließ es alles mit sich geschehen und wich jeder Gefahr aus. Nun fingen die Menschen an, weil es trotz seiner Größe und Stärke sich nie widerspenstig zeigte, sondern sich jede Kränkung ruhig gefallen ließ, es zu verachten, zäumten es auf und ließen es von ihren Kindern leiten. 
Lass dich nicht von jedem gefährlich Scheinenden abschrecken.  

 

Das Schilfrohr und der Ölbaum

Über Stärke, Festigkeit und Ruhe stritten sich ein Schilfrohr und ein Ölbaum. Das Rohr, welches von dem Ölbaum darob getadelt ward, dass es aller Stärke entbehre und leicht von allen Winden hin und her bewegt werde, schwieg und sagte kein Wort. Nach einer kleinen Weile erhob sich ein heftiger Sturm; das hin und her geschüttelte Rohr hatte den Windstößen nachgegeben und blieb unbeschädigt, der Ölbaum dagegen, welcher sich den Winden entgegengestemmt hatte, wurde durch deren Gewalt gebrochen. 

 

Das Pferd und der Esel 

Ein Bauer trieb ein Pferd und einen Esel, beide gleichmäßig beladen, zu Markte. Als sie schon eine gute Strecke vorwärts gegangen waren, fühlte der Esel seine Kräfte abnehmen. "Ach", bat er das Pferd kläglich: "Du bist viel größer und stärker als ich, und doch hast du nicht schwerer zu tragen, nimm mir einen Teil meiner Last ab, sonst erliege ich." 

Hartherzig schlug ihm das Pferd seine Bitte ab: "Ich habe selbst meinen Teil, und daran genug zu tragen." 

Keuchend schleppte sich der Esel weiter, bis er endlich erschöpft zusammenstürzte. 

Vergeblich hieb der Herr auf ihn ein, er war tot. Es blieb nun nichts weiter übrig, als die ganze Last des Esels dem Pferde aufzupacken, und um doch etwas von dem Esel zu retten, zog ihm der Besitzer das Fell ab und legte auch dieses noch dem Pferde oben auf. 

Zu spät bereute dieses seine Hartherzigkeit. "Mit leichter Mühe", so klagte es, "hätte ich dem Esel einen kleinen Teil seiner Last abnehmen und ihn vom Tode retten können. jetzt muss ich seine ganze Last und dazu noch seine Haut tragen." 

Hilf zeitig, wo du helfen kannst. Hilf dem Nachbarn löschen, ehe das Feuer auch dein Dach ergreift.  

 

Das Rebhuhn und die Hühner

Ein Hühnerfreund kaufte ein Rebhuhn, um es in seinem Hof mit seinem andern Geflügel laufen zu lassen, allein die Hühner bissen und trieben es stets vom Fressen ab. Dies schmerzte das Tier sehr, denn es glaubte, es geschehe ihm diese Zurücksetzung, weil es fremd sei; betrübt zog es sich in einen Winkel zurück. 

Bald aber tröstete es sich, als es sah, dass sich die Hühner untereinander ebenso bissen und sprach zu sich: Wenn diese schlechten Tiere Feindseligkeiten sogar gegen sich selbst ausüben, so werde ich wohl eine solche Behandlung mit Gleichmut ertragen können. 

Geiz und Missgunst sind die größten Feinde des Friedens.  

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