Wie schreibt man eine Charakterisierung? Aufbau, Merkmale, Beispiel

08 November 2020
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Erklärung

Beschreibe nicht nur die äußerlichen Merkmale (Personenbeschreibung), sondern auch das Verhalten, die Gedanken und Charaktereigenschaften der Person.

Nicht einfach Nacherzählen! Keine reine Aufzählungen von Charaktermerkmalen. Beschreibe Details und die Innenwelt der Person.

Versuche anhand des Äußeren der Person auf seine Charaktereigenschaften zu schließen. Belege die Charaktereigenschaften durch Textstellen und Zitate.

Benutze die Gegenwartsform (Präsens). Schreibe sachlich und nüchtern (Ausnahme Schlussteil).

 

Aufbau einer Charakterisierung

1.) Einleitung

  • Autor
  • Titel
  • Textsorte
  • Ort und Zeit der Handlung
  • Entstehungszeit des Textes
  • Hauptthema des Textes

 

 

2.) Hauptteil

Fakten/Daten zur Person

  • Name
  • Gesellschaftlicher Status/ soziale Situation
  • Geschlecht
  • Alter
  • Beruf
  • Herkunft

 

Äußere Merkmale

  • Gesicht (Haare, Augenform- und Farbe, Mund, Nase, Verletzungen, Narben, Ohren)
  • Körperstatur: Größe und Gewicht
  • Kleidung

 

Verhalten

  • Gesichtsausdruck (Mimik)
  • Bewegung (Gestik)
  • Sprache/ Dialekt
  • Beziehungsverhalten zu anderen Personen

  

Innere Merkmale

  • Gefühle und Emotionen
  • Motive
  • Denkstruktur/Denkweise
  • Gedanken
  • Innere Konflikte

 

3.) Schluss

  • Der Schluss ist nicht zwingend erforderlich, aber rundet die Charakterisierung ab.
  • Ist eine Entwicklung der Person zu erkennen?
  • Im Schlussteil kann  die eigene Meinung abgebildet werden; Kritik möglich
  • Rolle des Charakters im Gesamtwerk und Beziehung zu anderen Figuren kann beschreiben werden

 

Charakterisierung Beispiel

Beispiel einer Figurencharakterisierung: Der Hüter der Erinnerung

 

Einleitung

Der Hüter der Erinnerung ist eine Hauptfigur aus dem gleichnamigen Jugendroman von Lois Lowry.

 

Hauptteil

Äußeres Präsens Vorgeschichte Lebensumstände (wichtige Hintergründe/Begriffe klären)

Ein alter Mann mit faltigen Gesicht und müden Augen ist in der Gemeinschaft des Romans der Hüter der Erinnerungen. Er lebt allein in einem Raum mit Regalen voller Bücher und luxuriösen Möbeln. Als junger Mann wurde er für die wichtigste Aufgabe auserwählt und trägt nun seit Jahren schwer daran. Die Gemeinschaft ist eine menschliche Lebensform, die auf Gleichheit setzt. Das gesamte Leben wird durch Regeln und Zeremonien bestimmt. Das einzelne Individuum spielt keine Rolle, entscheidet nichts und erlebt keine starken Gefühle wie Trauer, Schmerz oder Liebe.

 

Überleitung zur Aufgabe Gefühle Eigenschaften

Selbst die Zuteilung der Kinder, des Berufes und der Ehepartner wird durch ein Komitee der Ältesten bestimmt. Dieses Leben funktioniert nur, weil der Hüter der Erinnerungen über die glücklichen aber auch schmerzhaften Erinnerungen der ganzen Welt wacht (S. 110) und diese Pein verantwortungsbewusst allein erträgt (S. 146). Auf ihm lastet ein riesiges Gewicht (S. 111), das ihn früh altern lassen hat.

 

Verhältnis zu den Mitmenschen

Die Vorschriften verbieten ihm, mit jemanden über die Gefühle und Erinnerungen zu sprechen, was ihn von seinen Mitmenschen, auch von seiner Ehefrau isoliert. Sein Leben spielt sich in seinem Inneren ab. (S. 147)

 

Konflikt Einstellung/Motiv Veränderung/Entwicklung

Außerdem gelangt er zu der Erkenntnis, dass das Wissen der Gemeinschaft ohne die Erinnerungen bedeutungslos ist (S 148) und so sieht er das Leben in der Gemeinschaft sehr kritisch. Nur selten fragt ihn das Komitee der Älteren nach Rat, z. B. als der Antrag auf mehr Kinder gestellt wurde. Verzweifelt und traurig akzeptiert er, dass sich an dieser Situation nichts ändern lässt. Erst mit seinem Auszubildenden Jonas schöpft er neue Hoffnung. Jetzt wird er zum Geber und überträgt ihm die schönen und schweren Erinnerungen. Damit befreit sich von deren drückenden Last. Gemeinsam können sie über alles sprechen und es entsteht ein liebevolles Verhältnis zwischen ihnen. Als auch Jonas schnell erkennt, dass das Leben in der Gemeinschaft ohne Erinnerungen und starke Gefühle nicht lebenswert ist, beschließt der Hüter der Erinnerung, dass die Dinge geändert werden müssen (S.215). Gemeinsam planen sie die Flucht von Jonas, wodurch die Erinnerungen zu allen Mitgliedern der Gemeinschaft zurückkehren werden.

 

Schluss

Aussicht

Der alte Mann lebt wieder auf und fühlt neue Kräfte. Nach Jonas Flucht will er den Menschen in der Gemeinschaft helfen mit den befreiten Erinnerungen zu leben, so wie er Jonas half mit ihnen umzugehen.
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